Im
Minutentakt taucht der Himmel in bläulich-oranges Purpur. Die unendlichen,
gleichmäßigen und zarten Wellen des Sandes, die tagsüber noch bläulich
schienen, verfärben sich nach und nach lila.
Farblich
bilden der Himmel und die Wüste am Horizont eine Einheit – orange-lila
farbige Pinselstriche gehen vom Horizont
aus nach oben, von der dunkel gelben Disk der Sonne in der Troposphäre über die
rötliche Stratosphäre bis hin zum edelsten Purpur der Mesosphäre. Der Sand
spiegelt die Farben des Himmels wie Wasser. Die Kontraste der einzelnen
Farbsegmente werden immer deutlicher, bis die Nacht ihren dunklen Schleier
fallen lässt.
Der
Mond thront am nächtlichen Himmel zusammen mit den Glasperlen der Sterne seinen
weißen Gruß an die Erde. Das Licht der Nacht ist so kalt wie sie selbst. Sie
scheint kurz. Zögerlich und schüchtern beginnen die Sterne ihre Unterhaltung.
Sie erkundigen sich nach meinem Wohlergehen und nach dem Ziel der Reise. Ich
kann jedoch nicht erzählen, was ich nicht weiß.
Wer bin
ich, was fühle ich, wohin will oder soll ich – ich habe keine Antworten auf
diese simplen Fragen. Ich frage die ehrwürdigen Himmelskörper, ob sie
vielleicht eine Antwort auf diese Fragen wissen? Sie sind so weise und sehen so
viel – kannten wir uns vielleicht, bevor ich Mensch wurde? Waren sie schon mal
Menschen oder ist diese Form des Seins zu simpel für die ewige Schöpfung?
Die
silbrige Nacht erreicht ihren monochromen Höhepunkt und im Zenit meiner
Offenbarung werden die silbrigen Schatten kürzer und der erste zarte,
rötlich-gelbliche kündigt den Beginn eines neuen Tages an.
Wie
eine Königin ihren Thron besteigt die Sonne die Himmelsscheibe. Das Licht ihres
Heiligenscheins überstrahlt die Sterne und den Mond; das kalte, schwarz-weiße
Schauspiel der Nacht weicht im Rhythmus meines Herzens der gelben Farbpallette
des Tages. Die Wellen des Sandes erstrecken sich, soweit mein Auge sehen kann –
von einem Hügel zum nächsten. Der gesamte Horizont wird von Hügeln umrandet,
die, wie Märchenschlösser, im Nebel des Sonnenlichts liegen und dem Himmel ihre
staubigen Grüße empor schicken.
Wenn
es mir vergönnt wäre, frei zu sein, könnte da der Ort meiner Bestimmung eine
Rolle spielen? Diese Frage ist nicht zu beantworten, da das Leben, im Gegensatz
zu den Gesetzmäßigkeiten der Sprache, keinen Konjunktiv kennt. Ich weiß aber
mit Gewissheit, dass der beste Ort, um die Erde zu verlassen, die Wüste ist.
Wie ein Ozean wird sie mein Geheimnis verbergen.